Östrogen-Dominanz

  


Im allgemeinen Bewusstsein wird ein Östrogenmangel für die meisten Wechseljahrsbeschwerden und auch zahlreiche andere Frauenbeschwerden verantwortlich gemacht. Auch viele Ärzte gehen von dieser Vorstellung aus.

Doch in den letzten Jahren wurde herausgefunden, dass ein Grossteil der hormonbedingten Beschwerden bei Frauen eher von einem relativen Übermaß an Östrogen hervorgerufen werden.

Östrogen dominiert über das Progesteron

Für das Verständnis dieser scheinbaren Umkehrung der Ursachen hilft folgende Information:

Wie der Körper auf die Geschlechts-Hormone reagiert, hängt eher vom Verhältnis der Hormone zueinander ab als von der absoluten Menge der jeweiligen Hormone.

Das Östrogen kann also durchaus leicht verringert sein, aber wenn sein Gegenspieler Progesteron noch stärker verringert ist, dann ist das Östrogen im Vergleich zum Progesteron erhöht.

Genau dies ist bei vielen Frauen der Fall.

Der Progesteron-Spiegel ist erheblich verringert und daher wirkt das Östrogen - relativ betrachtet - verstärkt. Das kann selbst dann der Fall sein, wenn auch das Östrogen leicht verringert ist.

Weil das Östrogen in diesem Fall verstärkt wirkt, spricht man von Östrogendominanz.

Bei der Östrogendominanz ist der absolute Östrogenspiegel im Blut egal, es kommt nur darauf an, dass das Östrogen im Vergleich zum Progesteron mehr ist als normal.

Östrogen-Dominanz von der Jugend bis ins Alter

Die Östrogen-Dominanz tritt bei jungen Mädchen als Pubertäts-Beschwerden auf.

Bei Frauen im fortpflanzungsfähigem Alter ist sie als PMS gefürchtet. Manchmal führt sie auch zur Unfruchtbarkeit, wenn Eisprünge ausfallen.

Bei Frauen jenseits des vierzigsten Lebensjahres sorgt die Östrogen-Dominanz für die ersten Wechseljahrsbeschwerden und begleitet die Frauen häufig bis ins hohe Alter.

Symptome der Östrogen-Dominanz

Die Östrogendominanz kann viele Symptome haben.

Etliche davon werden üblicherweise sogar einem Östrogenmangel zugesprochen. Das verwundert auch kaum, wenn man sich bewusst macht, dass Östrogenmangel ja gleichzeitig mit Östrogendominanz auftreten kann; schliesslich kommt es auf der Verhältnis von Progesteron zu Östrogen an.

Folgende Beschwerden werden mit Östrogen-Dominanz in Verbindung gebracht:

  • Reizbarkeit
  • Kopfschmerzen
  • Brustspannen
  • Gewichtszunahme
  • Wassereinlagerungen
  • Geschwollene Füsse
  • Heisshunger auf Süsses
  • Trockene Schleimhäute
  • Mangelnde Libido
  • Stimmungsschwankungen
  • Schlaflosigkeit
  • Schwindelanfälle
  • Hitzewallungen
  • Starke Menstruationsblutungen
  • Lange Menstruationsblutungen
  • Kurze Menstruationszyklen
  • Zyklusstörungen verschiedenster Art
  • Neigung zu Eierstockszysten
  • Unfruchtbarkeit

Verstärkende Faktoren

Durch äusserliche Faktoren kann eine Östrogen-Dominanz noch verstärkt werden.

In vielen tierischen Nahrungsmitteln befinden sich nämlich Östrogene als Mastmittel.

Selbst von ärztlicher Seite wird eine Östrogendominanz manchmal verstärkt, wenn zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden östrogenhaltige Medikamente verschrieben werden.

Auch die beliebten Soja- oder Rotklee-Nahrungsergänzungsmittel (Phytoöstrogene) können eine Östrogendominanz noch verstärken.

So kommt es, dass Wechseljahrsbeschwerden oft sehr hartnäckig sind, denn sie werden nicht richtig behandelt.

In Deutschland ein unbekanntes Phänomen

In Deutschland haben die meisten Frauenärzte und selbst die Forschung hauptsächlich das Östrogen im Blick.

Daher wird häufig ein vorhandener oder vermuteter Östrogenmangel behandelt, was die Situation bei Östrogendominanz noch verschlimmert, weil das Östrogen sowieso schon dominiert.

In den USA und Grossbritannien wird die Östrogendominanz inzwischen von vielen Ärzten erkannt.

Auch bei den dortigen Frauen ist dieses Phänomen inzwischen sehr bekannt.

Behandlung der Östrogen-Dominanz

Eine leichte Östrogendominanz kann man mithilfe von Phytohormonen behandeln.

Dafür eignen sich besonders Heilpflanzen und Nahrungsmittel mit progesteronartigen Substanzen.

Insbesondere spielen folgende Pflanzen hierbei eine wichtige Rolle:

  • Mönchspfeffer
  • Schafgarbe
  • Frauenmantel
  • Wilder Yams
  • Bockshornklee
Diese Pflanzen enthalten zwar kein echtes Progesteron, sondern nur Substanzen, die sich im Körper ähnlich wie Progesteron verhalten. Das wirkt gegen Östrogendominanz aber ähnlich wie echtes Progesteron.

Ausserdem hat sich regelmässige Bewegung sehr bewährt. Dies gilt vor allem für Ausdauer-Sportarten.

Besonders hilfreich ist auch Hormon-Yoga. Es bringt die Hormone wieder ins Gleichgewicht und sorgt so für verbessertes Wohlbefinden.

Natürliches Progesteron

In hartnäckigen Fällen empfiehlt sich eine Hormonbehandlung mit Progesteron aus der Apotheke.

Hierbei ist das sogenannte "natürliche" Progesteron empfehlenswerter als andere Stoffe aus der Gestagen-Familie, die dem Progesteron nur ähnlich sind.

In Deutschland gibt es ein einziges Präparat mit natürlichem Progesteron (Utrogest).

Ausserdem gibt es ein niedrig dosiertes Gel (Progestogel), das zur Behandlung von Brustschwellungen vorgesehen ist.

Im angelsächsischen Raum hat sich jedoch die äusserliche Progesteron-Behandlung mit Cremes sehr bewährt. Durch die Anwendung über die Haut, wandert das Hormon direkt in die Blutbahn und muss nicht erst durch den Verdauungstrakt wandern.

Solche Cremes muss man sich in Deutschland in der Apotheke anrühren lassen, weil es noch kein Fertigpräparat gibt.

Wichtig ist bei diesen Cremes, dass mikronisiertes Progesteron verwendet ist. Durch die Mikronisierung (ein spezieller Produktionsschritt) wird das Progesteron besser vom Körper aufgenommen.

Folgende Rezeptur kann der Arzt für eine Progesteron-Creme auf ein Rezept schreiben:

  • Progesteron (mikronisiert) 3,0 g
  • O/W Grundlage ad 100,0 g
Manchmal muss man etwas suchen, bis man eine Apotheke findet, die bereit ist, solch eine Creme zuzubereiten. Es kann hilfreich sein, sich die doppelte Menge verschreiben zu lassen, denn dann lohnt es sich für die Apotheke eher, das Progesteron zu bestellen.

Die Klösterl-Apotheke in München (www.kloesterl.de) verschickt die Cremes, wenn man ein Rezept zuschickt (vorher Kontakt aufnehmen).

Ob die Krankenkasse die Kosten für die Progesteroncreme übernimmt, hängt von der jeweiligen Krankenkasse ab und vom Budget des verschreibenden Arztes. Im Zweifelsfall kann man die Creme auch selbst bezahlen.

Anwendung

Die Creme wird einmal täglich auf Bereiche mit dünner Haut aufgetragen, z.B. innere Oberschenkel, Kniebeugen, Ellenbeugen, innerer Unterarm, Flanken, Hals usw. Die Stellen sollten hin und wieder gewechselt werden.

Während der Periode pausiert man mit dem Einreiben. Wenn man keine Periode mehr hat, dann wählt man willkürlich eine woche im Monat zur Pausieren.

Siehe auch

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